Hyperspectral Imaging zur Online-Charakterisierung von Gemischen in mechanischen WEEE Recycling-Systemen
Pilot-Rückproduktionsanlage – Recyclinganlage beim Forschungsinstitut ITIA-CNR in Mailand
Forschungsgruppe: Prof. Marcello Colledani (Koordinator), Dr. Nicoletta Picone (ITIA-CNR), Dr. Monica Pepe (IREA-CNR), Dr. Gabriele Candiani (IREA-CNR)
Die Recyclingindustrie ist ein Schlüsselfaktor um Materialkreisläufe zu schließen und das wichtige Ziel einer weltweit nachhaltigen Entwicklung zu erreichen. Mit Zuwachsraten von 5% pro Jahr sind Elektro- und Elektronikaltgeräte die am schnellsten wachsende Abfallgruppe innerhalb der EU. Zurzeit werden 15% dieses potenziellen Sondermülls unsortiert entsorgt, lediglich 40% werden recycelt oder wieder verwertet. Neue, intelligente Recyclingtechniken sind daher gefragt, um eine ökonomisch und ökologisch sinnvolle Lösung für dieses Problem zu finden.
Im Rahmen eines großen Forschungsprojektes wurde nun ein schnelles und flexibles Vision-System für die Charakterisierung von kleinteiligem elektrischen und elektronischen Abfall entwickelt – eine vollständig automatisierte Rückproduktions-Anlage für mechatronische Komponenten. Das System basiert auf der Hyperspectral-Imaging (HSI)-Technologie und kombiniert zwei von LOT-QuantumDesign zur Verfügung ge-
stellte Hyperspektralkameras mit zwei Beleuchtungseinheiten.
Mit Aberrationen im Sub-Pixel-Bereich bieten unsere Hyperspektralkameras höchste optische Qualität und Auflösung. Zudem zeichnen sie sich durch große Strapazierfähigkeit und Zuverlässigkeit aus. So konnte die Rückproduktions-Anlage bei Versuchen mit elektrischen Kabeln bereits im Vorfeld einige große Herausforderungen erfolgreich bewältigen:
- Integration in eine Online-Wiederaufbereitungsanlage
- Entwicklung von auf NIR-Spektralanalyse (900 nm - 1700 nm) basierenden, innovativen Verfahren zur Online-Gemisch-Charakterisierung, mit der sich Metall- von Nicht-Metallelementen trennen lassen. Gleichzeitig können sowohl die Qualität von End-of-Life (EOL)-Produkten als auch die unterschiedlichen Ströme innerhalb der Recyclinganlage kontrolliert werden.
- Anwendung dieser Technologie auf sehr kleine Materialteilchen (< 2 mm)
Vorteile:
Echtzeitkontrolle: Online-Vorwärtsschub-Regelung für anpassungsfähige Recycling-Systeme
Qualitätskontrolle: Bestimmung des Reinheitsgrades sortierter Materialien
Gemischgröße, -form und -zusammensetzung sind inline und während des gesamten Prozesses sichtbar, so dass auf teure und langwierige Verfahren wie Röntgendiffraktion (XRD), Röntgenfluoreszenz (XRF) oder Massenspektroskopie verzichtet werden kann.
Hyperspectral Imaging kombiniert die Imaging-Eigenschaften einer Digitalkamera mit den Eigenschaften eines Spektrometers. Es sammelt die spektralen Informationen an jedem Pixel eines Bildes, um die chemischen Bestandteile zu identifizieren und zu quantifizieren und die räumliche Verteilung des analysierten Bildes zu berechnen.
HIS-Systeme sind flexibel einsetzbar und kostengünstig.
In diesem Forschungsprojekt wurde zunächst mit Plastikpartikeln < 1,4 mm, Kupferdrähten verschiedener Längen und einem Abschnitt von 300 µm ein erstes Sortierungsmodell implementiert. Im nächsten Schritt ging man zu komplexeren Materialien über. PCBs, auf eine Größe von 0,5/1,0 mm geschreddert, wurden im sichtbaren NIR (400 nm - 1000 nm) analysiert. Erste Ergebnisse zeigen, dass es möglich ist, reines Kupfer, Eisenteile und Messing zu sortieren. Ziel der Forschungsgruppe ist es, die Sortierkapazität des Systems auf alle Metalle auszuweiten, um zukünftig mechatronische Komponenten vollständig recyceln zu können.